Andree Schmidt erläuterte die derzeitige Situation der Geflüchteten und Asylbewerber in der Stadt Siegen: „Die zu uns kommenden Flüchtlinge, Asylbewerber und sonstigen Schutzsuchenden benötigen ab dem Tag der Ankunft in Siegen Beratung und Betreuung.“ Aktuell hat die Stadt 1.577 Flüchtlinge und Asylsuchende aufgenommen, darunter 1.430 Flüchtlinge aus der Ukraine. Weitere 1.505 Personen, deren Schutz- und Asylgesuch bereits anerkannt ist und die derzeit noch mit einer Wohnsitzauflage versehen sind, leben in Siegen. Rund 400 dieser Menschen müssen in Unterkünften und mit Wohnraum von der Stadt Siegen versorgt werden.
Das Ankommen, die Beratung, Betreuung und Begleitung der Menschen organisiert die Stadt Siegen als aufnahmefreundliche Kommune und Mitglied im Städtebündnis „Sichere Häfen“. Andree Schmidt: „Dies geschieht gemeinsam mit vielen ehrenamtlich Engagierten und fachlich versierten, professionellen Fachkräften von freien Trägern.“ Ein wesentlicher Teil dieser Beratungs- und Betreuungsarbeit wird über einen Leistungsvertrag geregelt. Dabei ist die Stadt Siegen als öffentlicher Auftraggeber verpflichtet, soziale Dienstleistungen regelmäßig nach den rechtlichen Vorgaben auszuschreiben. Die oben genannte Leistung wurde folglich aufgrund des Auftragsvolumens über die Vergabeplatt form europaweit ausgeschrieben. Der Umfang der ausgeschriebenen Leistung umfasst ganzjährig 200 Stunden pro Woche. Der öffentlichen Ausschreibung lagen die für alle Bietenden und Interessierten zugänglichen Bewertungskriterien „Preis“ mit 40 Prozent und „Qualität“ mit 60 Prozent zu Grunde. Zur Bewertung der Qualität mussten die Bieter ein Konzept zur Betreuung und Beratung von Flüchtlingen, Asylbewerbern, Aussiedlern und weitern zugewanderten Menschen, ein Konzept zur Mitwirkung bei der Koordination und Beratung von Migrantenorganisationen, Netzwerken und Ehrenamtlichen und ein Personalkonzept vorlegen.
Dazu Dr. Martin Horchler, Vorstand des DRK Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein e.V.: „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit der Caritas nun im Auftrag der Stadt Siegen in der kommunalen Geflüchtetenberatung tätig werden zu dürfen.“ Bereits seit einigen Jahren ist der DRK Kreisverband in der Beratung für Geflüchtete aktiv, so z.B. in Bad Berleburg in der Unterkunft sowie am Beratungsstandort im Interkulturellen Mehrgenerationentreff. „Ebenso waren wir in Kredenbach aktiv und haben uns dort insbesondere auf integrative Maßnahmen für Familien mit Kindern konzentriert. Außerdem sind wir über unsere sozialen Projekte wie den ehrenamtlichen Besuchsdienst, die Kinder- und Jugendprojekte im Rahmen von „Angekommen“ oder unser Kursprogramm „Sanitäter Plus“ bereits eng mit der Zielgruppe verbunden. Hier ergeben sich wertvolle Synergien und auch die ehrenamtlichen Ressourcen, über die das DRK verfügt, können wir optimal in die Flüchtlingsarbeit einbringen.“
Die Unterbringung von geflüchteten Menschen erfolgt in der Stadt Siegen vorwiegend dezentral in regulärem Wohnraum oder in städtischen Unterkünften. Vor dem Hintergrund dieser dezentralen Unterbringung ist auch die Beratung und Betreuung entsprechend zu strukturieren. Die Stadt Siegen fordert daher mindestens zwei Anlaufstellen zwecks Beratung und Betreuung in Siegen-Mitte und im Stadtteil Geisweid. Grundsätzlich bleibt es der Stadt Siegen auch unbenommen, weitere Träger mit der Aufgabe zu betrauen oder zusätzliches eigenes Personal einzusetzen, z. B. wenn durch weitere, neue Fluchtbewegungen ein höherer Beratungs- und Betreuungsbedarf besteht.
Matthias Vitt, Vorstand des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V., sieht das neue gemeinsame Beratungsangebot als wertvolle Ergänzung im regionalen Netzwerk: „Seit über sechs Jahrzehnten sind wir in der Beratung von Menschen mit Migrationsgeschichte tätig. Unsere Dienste wie die Sozialberatung von Geflüchteten, Integrationsagentur und die Migrationsberatung für Erwachsene sind fest etabliert. Daher ist es für uns Anerkennung und Ansporn zugleich, dass wir mit dem DRK den Auftrag zur Beratung von Geflüchteten von der Stadt Siegen bekommen haben. Wir freuen uns darauf, nun gemeinsam in den Räumlichkeiten in Siegen und in Geisweid unsere Kräfte zu bündeln und die bereits eingeschlagenen Wege gemeinsam zu gehen.“ Mit diesen beiden festen Standorten und der aufsuchenden Beratung bieten DRK und Caritas den geflüchteten Menschen ein flexibles Angebot für eine optimale Begleitung bei den ersten und den weiteren Schritten in Siegen. „Denn das ist letztlich das entscheidende für uns: die bestmögliche Unterstützung zu bieten für die Menschen, die sie wirklich dringend benötigen.“