Und er ist nicht allein in der alten Landratsvilla in Bad Berleburg. Amelie George ist seit wenigen Wochen die neue Quartiersmanagerin des Interkulturellen Mehrgenerationentreffpunktes – ein Projekt, dessen Förderphase in 2024 endet und dessen Verlängerung am 15. Juli beantragt wird. Ein starkes Team, dass sich für die Bedürfnisse und Interessen der Menschen vor Ort einsetzen. Was genau zu ihren Aufgaben gehört und warum sie sich für den jeweiligen Job beworben haben, haben sie uns bei einem Besuch erzählt.
Der Flüchtlingshelfer
Dass er später einmal im sozialen Bereich tätig sein wird, stand für Bernd Wessel schon früh fest. Bereits mit 16 Jahren arbeitete er in der Jungschar im CVJM mit. Später absolvierte er eine Ausbildung zum Erzieher, leitete unter anderem eine offene Jugendarbeit. Zuletzt war er als Flüchtlingshelfer in der Gemeinschaftsunterkunft in der ehemaligen Baumrainklinik angestellt, bevor er von der Stellenausschreibung beim DRK erfuhr. „Da war für mich sofort klar: Den Job will ich machen!“
Menschen helfen, die in Not sind – die Hilfe benötigen – das war schon immer das Ziel des 34-Jährigen Bad Berleburgers. Heute sind seine Aufgaben ganz vielfältig – sie reichen von der Beratung in rechtlichen Belangen über Sprachkurse und die Begleitung bei wichtigen Terminen bis hin zur Organisation eigener Veranstaltungen und Aktionen, die die Menschen bei der Integration helfen. „Kürzlich musste ich mit einer Dame zum Versicherungsmakler gehen, da es Probleme mit der Hundeversicherung gibt“, berichtet er von seinem Berufsalltag. Wobei Alltag ein nicht ganz passender Begriff ist. „Der Job ist so vielfältig – kein Tag ist wie der andere“, sagt er.
Tagtäglich wird er mit den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens konfrontiert. Bereiche, in denen er sich in den vergangenen Jahren einiges an Wissen angeeignet hat – teils durch eigene lebenspraktische Erfahrungen, teils durch die Unterstützung von Kollegen, Bekannten oder „den Mitarbeitern der Stadt, mit der wir seit einigen Jahren bereits zusammenarbeiten“, so Wessel, der sich in den 15 Jahren Berufserfahrungen eine eigene Technik entwickelt hat, die Schicksale der Menschen und seine Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. „Ich sage immer: Wenn ich ins Auto steige, darf es mich noch beschäftigen – wenn ich aussteige, nicht mehr.“ Um den Kopf nach einem stressigen Tag freizubekommen, macht der 34-Jährige in seiner Freizeit gern Sport. Und die beginnt in der Regel ab 16 Uhr. „In der Regel biete ich von 9.30 bis 16 Uhr in meinem Büro eine offene Sprechstunde an. Dann kann jeder vorbeikommen. Aber ich bin natürlich auch auf Terminen unterwegs.“
Die Quartiersmanagerin
Viele Termine finden auch im Interkulturellen Mehrgenerationentreffpunkt statt – nicht nur für geflüchtete Menschen. Hier gibt es so ziemlich für jeden das passende Angebot. Es gibt Kochkurse für Kinder und Jugendliche, Nähkurse, gemeinsames Kaffeetrinken, Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Viele Projekte, deren Ideen zuvor bei Amelie George auftauchen; Ideen von Vereinen, Institutionen und ehrenamtlichen Bürgern der Stadt – und natürlich auch vom Team selbst. „Ich bin überwältigt, wie viele Menschen sich hier ehrenamtlich engagieren möchten. Das ist in der Form nicht selbstverständlich“, sagt die 30-Jährige. Seit März ist die gelernte Rettungsassistentin, die ihren Bachelor unter anderem im Projektmanagement machte, die neue Quartiersmanagerin im Interkulturellen Mehrgenerationentreff. Der erste Job dieser Art für die junge Siegenerin. Doch was macht man eigentlich als Quartiersmanagerin? Was sind ihre Aufgaben?
„In erster Linie bin ich die Ansprechperson für Vereine, Institutionen oder auch Ehrenamtler. Wir arbeiten zudem eng mit der Stadt Bad Berleburg oder anderen Institutionen zusammen. Gemeinsam schauen wir, welche Projektideen wie umgesetzt werden können, oder wie neue Bedürfnisse bedient werden können. Allgemein gesagt: Ich bin die Anlaufstelle für die Bürger, führe als Projektleiterin die Ressourcen, die da sind, zusammen und suche nach Netzwerkpartnern für neue Angebote.“
Und noch etwas ist ihr wichtig: Die Bürger zu aktivieren, zum Beispiel für die Nachbarschaftshilfe. „Man könnte auch sagen: Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt George. „Und das am besten mit nachhaltigen Projekten, die nach der Förderphase soweit gefestigt sind, dass die Akteure sie auch danach weiterführen können.“
Die aktuelle Förderphase für das Projekt, dem die Stelle der Quartiersmanagerin angegliedert ist, läuft noch bis 2024. Eine Verlängerung werde in wenigen Tagen beantragt. „Der Bedarf ist da – gerade nach Corona. Während der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen mussten viele Angebote pausieren und es haben sich währenddessen auch neue Bedarfe entwickelt. Wir sind der Meinung, dass wir hier viel bewirken können und möchten unsere Angebote gern fortführen und weiterentwickeln, orientiert am Bedarf der Menschen vor Ort“, so George. Denn: Durch die bereits bestehenden Angebote entwickeln sich nicht selten neue Ideen. „Wir haben also noch Einiges im Hinterkopf, was wir in den kommenden Jahren auf die Beine stellen könnten.“ Platz dafür ist ausreichend da in der Alten Landratsvilla.